Herzstück des Museums ist die Sammlung. Sie umfasst heute über 25.000 Objekte zur Stadtgeschichte, zur Industrie- und Technikgeschichte des Finowtals, zur Apotheken- und Medizingeschichte und zur Forstwissenschaft.
Grundlage für eine gezielte Sammlungstätigkeit bildet das am 01.07.2017 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Sammlungskonzept. Es regelt den Erhalt, den Erwerb und die Abgabe von Sammlungsgut und benennt die Sammlungsschwerpunkte. Hierzu gehören: Stadtgeschichte von Eberswalde, Industriegeschichte, Geschichte der Lehre und Forschung, Geschichte des Gesundheitsstandortes und der Adler-Apotheke.
Der größte Teil der Sammlung lagert derzeit in verschiedenen Standorten in und um Eberswalde. Künftig soll die Sammlung in ein zentrales Zwischenlager umziehen. Dies ermöglicht erstmals eine sachgerechte Lagerung des wertvollen kulturellen Erbes.
In Vorbereitung des Sammlungsumzuges beteiligte sich das Museum Eberswalde 2021 an einer Schädlingsbekämpfung in der Dorfkirche Güstow bei Prenzlau, bei der das Kirchenschiff mit der Kienscherf-Orgel aus Eberswalde und über 2500 Museumsobjekte durch ein zertifiziertes Begasungsverfahren vom Holzwurmbefall befreit wurden.Vor kurzem, am 21. Mai 2023, konnte die Orgel mit der Kirche wiedereröffnet werden.
siehe Artikel (PDF): "Uckermärker Kurier am Wochenende" vom 2./3.10.2021 >>
siehe Artikel (PDF): "Museumsblätter, Dezember 2021, Seite 74-75 >>
Interessantes aus unserer Sammlungsgeschichte:
Die Nachbildung der acht Goldschalen des Eberswalder Goldschatzes –
vor 100 Jahren in der Württembergischen Metallwarenfabrik hergestellt
Am 17. September 1913 wurden von dem im Königlichen Schloss in Berlin befindlichen Eberswalder Goldschatz seine schönsten Stücke, die acht Schalen, zur Nachbildung an die WMF AG übergeben. In der Galvanoplastischen Kunstanstalt entstanden zunächst Abdrücke (Negativformen). Von diesen wurden dann auf galvanischem Weg Kupfer-Positivformen gefertigt und abschließend vergoldet. Diese vergoldeten Kupfergalvanos geben das Original exakt und detailgetreu wieder.
In der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen an der Steige begann ab 1890 mit dem Kauf der Münchner „Kunstanstalt für Galvanoplastik“ und der Perfektionierung der Technik des Galvanisierens die Produktion sogenannter Galvano-Bronzen. Hergestellt wurden vor allem Großplastiken wie Denkmäler, Bronzen für Gebäude und Grabfiguren. Einen kleinen Teil der Produktion nahmen dagegen Kopien archäologischer Gegenstände in Anspruch. „Die Motive für die Produktion und den Vertrieb archäologischer Galvanoplastiken dürften damit in erster Linie in der erhofften Werbewirksamkeit dieser Gegenstände gelegen haben“, schreibt Petrasch 2003. Ebenso strebte die Firmenleitung eine führende Stellung als Hersteller kunstgewerblicher Produkte im Deutschen Kaiserreich an. Von 1906 bis zur Einstellung der Produktion 1945 fertigte die Galvanoplastische Kunstanstalt in Geislingen zahlreiche Nachbildungen archäologischer Objekte verschiedener Thematik für den Kunsthandel an. Vor allem Museen erwarben diese Galvanoplastiken für ihre didaktischen Sammlungen. Eine der berühmtesten und erfolgreichsten war der Hildesheimer Silberschatz. Dagegen fanden die einheimischen Altertümer wie die Goldschalen von Eberswalde nicht den erhofften Verkaufserfolg und damit selten den Weg in die bürgerlichen Wohnzimmer in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Aus den Berliner Museumsakten geht hervor, dass sich der Besitzer des Messingwerkes Aron Hirsch mehrere Serien dieser Nachbildung zum Vorzugspreis reserviert hat. Von Aron Hirsch erhielt 1919 der Geschichtsverein für den Kreis Oberbarnim zu Freienwalde a. O. und vermutlich auch das Eberswalder Museum die Nachbildungen. Wann genau die Kopien in die Sammlung des Museums in Eberswalde übergingen, ist nicht bekannt. Die Kopien der Eberswalder Goldschalen sind mit einem frühen Stempel der WMF AG versehen (siehe Abbildung).
BIRGIT KLITZKE, Leiterin Museum Eberswalde, aus: Eberswalder Jahrbuch 2013, Seite 73,
zum vollständigen Artikel als PDF >>
Werksfotos der WMF AG Geislingen, H. Scheiffele |
Bleiverglaste Fenster aus dem ehemaligen Haus der Kultur
in Eberswalde-Finow
Baubezogene DDR-Kunst im Museum Eberswalde bewahrt
Nach der Wende 1990 verschwand manches baubezogene DDR-Kunstwerk aus dem Stadtbild von Eberswalde. Dazu gehören auch mehrere bleiverglaste Fenster aus dem ehemaligen Haus der Kultur in Eberswalde-Finow. 2021 wurden die Fenster bei der Sichtung des Sammlungsbestandes im Museumsdepot wiederentdeckt. Erste Recherchen ergaben, dass die Bleiglasfenster beim Abriss des Kulturhauses 2011 sichergestellt und im Depot eingelagert wurden.
2021 beteiligte sich das Museum Eberswalde an einem Forschungsprojekt des Museumsverbandes Brandenburg zur Digitalisierung und Online-Präsentation ausgewählter Objekte des städtischen Bau-Erbes in Brandenburg und Berlin. Hier stellte Eberswalde die bleiverglasten Fenster aus dem ehemaligen Haus der Kultur in Eberswalde-Finow vor. Weitere Nachforschungen zum Haus der Kultur und seiner baubezogenen DDR-Kunst, insbesondere zu den Bleiglasfenstern, übernahmen die Autoren dieses Beitrages.
Das Haus der Kultur in Eberswalde-Finow (seit 1993 Eberswalde) in der Leninstraße (heute Eberswalder Straße) wird 1982 errichtet. Die Bauhülle war ursprünglich ein DDR-Zweckbau vom VEB Industriebaukombinat Rostock und als Mensa für die Uni Greifswald produziert worden. Im Zusammenhang mit dem Bau des SVKE (VEB Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde am Standort in Britz) und des damit verbundenen Wohngebietes „Max Reimann“ entsteht in Eberswalde-Finow das Gebäude als Mehrzweckgaststätte. Diese Umgestaltung erfolgt nach der bildkünstlerischen Gestaltungskonzeption vom September 1982, die im Zentrum für künstlerische Werkstätten und bildende Kunst des Bezirks in Frankfurt/Oder von dem Architekten Georgi Stefanow und dem Grafiker Michael Voll erarbeitet wird; sie liegt im Bestand des Museums Eberswalde vor. Darin heißt es: „Die Kreisstadt Eberswalde-Finow ist ein bedeutender industrieller Schwerpunkt und ein Zentrum der Arbeiterklasse im Bezirk Frankfurt (Oder). Mit dem Bau der Mehrzweckgaststätte wird ein Objekt geschaffen, das dieser Bedeutung Rechnung trägt und das sowohl kulturelle als auch gastronomische Einrichtungen beherbergt.“ ...
BIRGIT KLITZKE und WOLFGANG STOHR
(Museum Eberswalde)
aus "Eberswalder Jahrbuch, 2022", Seiten 228 - 232, zum vollständigen Artikel als PDF >>
Foto: Birgit Klitzke
Die bleiverglasten Schmuckfenster aus dem ehemaligen Haus der Kultur im Depot des Museums Eberswalde.
Übergabe Buckelurne
Buckelurne kehrt nach Bad Freienwalde zurück
Bad Freienwalde.
Im Januar 1889 verfügte der damalige Landrat des Kreises Oberbarnim Theobald von Bethmann Hollweg die Gründung einer Sammlung prähistorischer Altertümer in der Kreisstadt Freienwalde, die in den ersten Jahren "Landräthliche Sammlung" hieß. Aus ihr ist das heutige Oderlandmuseum hervorgegangen, so dessen Leiter Reinhard Schmook. "Zu den ersten Objekten gehörte eine 1872 unter nicht näher bekannten Umständen in Hohenfinow gefundene Urne aus der älteren Bronzezeit." Diese hat am Gefäßbauch sieben Buckel, die an Frauenbrüste erinnern und als Fruchtbarkeitssymbole gedeutet werden. "Solche Buckelurnen sind für diese prähistorische Epoche in unserer Heimat ganz typisch. Fundorte dieser Urnen sind unter anderem Altgaul und vor allem Wriezen, wo 1957 in der Wilhelmstraße beim Ausheben einer Baugrube mehrere Gräber mit solchen Gefäßen gefunden wurden."
Die Hohenfinower Buckelurne, auf deren Rand noch der Inventarzettel von 1889 mit der Zahl 2 klebt, ist demnach das zweite Sammlungsobjekt der heute um die 30.000 Einheiten zählenden Sammlung des Oderlandmuseums. Hier wurde sie 66 ]ahre lang aufbewahrt und gelegentlich auch ausgestellt. Nach der Verwaltungsreform des Jahres 1952, als der Kreis Oberbarnim aufgelöst wurde und die Kreise Eberswalde und Bad Freienwalde entstanden, änderten sich auch die Zuständigkeiten der Museen. So lässt sich vielleicht erklären, warum der Bad Freienwalder Museumsleiter Hans Ohnesorge das gute Stück 1955 an das Eberswalder Museum abgab, denn Hohenfinow gehörte nun zum Kreis Eberswalde. Jetzt ist die Buckelurne jedoch ins Oderlandmuseum zurückgekehrt. red
Artikel in der MAZ vom 24.02.2022
Foto (Museum Eberswalde):
Übergabe in Eberswalde, Museumsleiterin Birgit Klitzke und Reinhard Schmoock, Kurator der Heyde-Stiftung
Das älteste Eberswalder Stadtsiegel?
Zur Karriere eines Siegelstempels und seines Bildmotivs Eberswalder Siegel und Wappen, Teil 1
Eines der bedeutenden Ausstellungsstücke des Eberswalder Museums ist ein städtischer Siegelstempel, der in der Dauerausstellung in einer eigenen Vitrine präsentiert wird. Die Publikation zum 100. Jubiläum des Museums zeigt ihn gemeinsam mit acht weiteren Objekten auf der Umschlagseite und im Heft selbst ist er abermals zusammen mit einem anderen Siegelstempel der Stadt abgebildet. Das Ausstellungsobjekt ist wie folgt beschriftet: „Siegelstempel um 1300. Der Stempel zeigt das älteste Eberswalder Wappenbild: einen bewurzelten Baum, in dessen Krone ein Adler schwebt, und an beiden Seiten des Stammes einen springenden Eber.“ Die Gestaltung der ahinterliegenden Wand zeigt eine stark vergrößerte Zeichnung des Siegels mit der Erläuterung: „Große Abbildung: Stadtsiegel von Eberswalde, 1300–1327“. An anderer Stelle ist zu lesen: „Ältestes Stadtsiegel um 1300 Umschrift: SCIVITATIS EVERSWOLDE“.
Doch trifft die Ansprache als das älteste Stadtsiegel um 1300 zu? Bis auf den heutigen Tag ist es nicht eindeutig in der Siegelgeschichte der Stadt verortet. Der Beitrag unternimmt es, die Geschichte des Typars und der mit ihm verbundenen Irrungen und Wirrungen zu verfolgen und aufzuzeigen, welchen großen Einfluss es zeitweise auf die Selbstdarstellung der Stadt ausübte. ...
RALF-GUNNAR WERLICH
(Historisches Institut der Universität Greifswald)
aus "Eberswalder Jahrbuch, 2021", Seiten 14 - 46, zum vollständigen Artikel als PDF >>
Foto: Ralf-Gunnar Werlich 2020
Der Besuch des Königs von Siam in Eberswalde
Im Museum Eberswalde dokumentiert ein Fotoalbum die Reise von 1934.
Am 19. Februar 2019 hielt Hans Rudolf Frölich einen Vortrag beim Heimatkundeverein Eberswalde über ein Fotoalbum von Hans Borgelt. Zuvor hatte er die Fotografien aus dem Album in ehrenamtlicher Arbeit für das Museum Eberswalde digitalisiert. Hans Borgelt (1914-2000) verbrachte seine Schulzeit in Eberswalde und studierte später Zeitungswissenschaften in Berlin. Nebenbei arbeitete er als Fotograf u.a. für die örtliche Zeitung, den Märkischen Stadt- und Landboten. Das besagte Fotoalbum gelangte nach seinem Tod in den Besitz des Museums Eberswalde.
Und während Hans Rudolf Frölich in seinem kurzweiligen Vortrag verschiedene Themen und Bilder aus dem Album von Hans Borgelt zeigte und erläuterte, tauchten auf einmal Bilder auf, deren Albumseite von Borgelt überschrieben war mit „Königspaar von Siam in Eberswalde und Niederfinow, Juli 1934“.
An dieser Stelle des Vortrages wurde ich sehr aufmerksam, da ich erstens bisher nicht wusste, dass ein König von Siam (heute Thailand) jemals in Eberswalde war und ich zweitens aktuell Südostasienwissenschaften und Thailändisch an der Humboldt Universität in Berlin studiere. Ich habe sofort damit begonnen, mehr über die Fotografien und den königlichen Besuch herauszufinden. Es handelt sich um König Prajathipok auch Rama VII. genannt. Er war in Begleitung von Königin Rambai Barni. Beide waren auf einer Europareise, die mit der Abfahrt aus Bangkok im Januar 1934 begann und im September 1934 in England endete. Auf der Reiseroute stand auch Deutschland im Juli 1934.
Insgesamt finden sich in dem Album acht Fotografien. Fünf davon wurden während eines Empfangs unter freiem Himmel aufgenommen, während die übrigen drei Fotos den König auf einem Schiff am Schiffshebewerk Niederfinow zeigen. Durch erste Recherchen im Kreisarchiv Barnim fanden sich vier Zeitungsartikel aus dem Märkischen Stadt- und Landboten. Aus denen geht hervor, dass der Besuch am Sonnabend, 7. Juli 1934 zur Mittagszeit an der Kreuzung Boldtstraße/ Heegermühler Straße stattgefunden hat. Anschließend ging es mit Auto weiter nach Niederfinow zum neu eröffneten Schiffshebewerk (am 21. März). Dort wurde der König mit seinem Gefolge auf dem Schiff „Kurmark “nach oben geschleust. Aber damit war der Tag in unserer Region noch nicht zu Ende.
Nach dem Besuch des Schiffshebewerkes ging es mit Auto zurück nach Eberswalde und von dort aus weiter in die Schorfheide nach Carinhall, zum Jagdhaus von Hermann Göring, dem späteren Reichsmarschall. Dort hielt sich das Königspaar einige Stunden auf, bevor es zuletzt noch zum Werbellinsee fuhr und dort die Jugendherberge „Brunoldhaus“ besichtigte. Von den letzten beiden Stationen finden sich allerdings keine Fotos in demdem Album.
Inzwischen hat sich aus diesen acht Fotografien von Hans Borgelt aus dem Museum Eberswalde ein sehr umfangreiches Forschungsprojekt entwickelt. Ich recherchiere und rekonstruiere seitdem die komplette Deutschlandreise von König Rama VII. mit Königin Rambai Barni, die am 2. Juli 1934 in Hamburg begann und am 26. Juli 1934 in Aachen endete. Die Ergebnisse der Forschung werden künftig in meine Bachelorarbeit zum Abschluss meines Studiums einfließen. Außerdem ist eine Ausstellung zum Deutschlandbesuch von König Rama VII. im Prapokklao Museum in Bangkok im Jahr 2022 geplant.
MARTIN HOECK
Vorsitzender Verein für Heimatkunde e.V., Eberswalde
Glas in der Sammlung des Eberswalder Museums
Mit rund 600 Inventarnummern bildet die Glassammlung nur einen Bruchteil des Gesamtbestandes des Museums. Sie deckt aber mit einem abwechslungsreichen Aufbau das weite Gebiet deutscher Erzeugnisse von der Neuzeit bis in die Gegenwart ab, zudem einige Beispiele mit böhmischer Provenienz. Mundgeblasene Flaschen und Arzneigläser aus Waldglas machen die historische Ausstattung der Adler-Apotheke in der Dauerausstellung erlebbar. Ein Raum widmet sich der Rolle des Apothekers als Alchemist, der sich mit der Entwicklung neuer Arzneimittel beschäftigte. Historische Präzisionswaagen, Mörser, Destillierkolben und Regale voller gläserner Behälter spiegeln die Vielseitigkeit seiner pharmazeutischen Aufgaben. Den umfassenden stilistischen Wandel und technologischen Fortschritt vom 17. zum 20. Jahrhundert belegen archäologische Funde, veredelte Hohlgläser sowie einfaches Gebrauchs- und Verpackungsglas.
Einen Schwerpunkt bildet der umfangreiche Bestand brandenburgischer Glasmarken. Gut sichtbar an der Flaschenschulter bezeichneten diese Siegel seit den 1730er Jahren ihren Hersteller und das Jahr ihrer Produktion. Sie garantierten die korrekte Füllmenge der Glaswaren, deren Steuerfreiheit und die Erlaubnis, mit ihnen zu handeln. Die Mehrzahl wurde an den beiden ehemaligen Standorten der Choriner Glashütte gefunden und stammt auch dorther. Etliche Marken sind hingegen mit den Namen anderer regionaler Waldglashütten gestempelt. Diese verweisen auf das Einschmelzen von angekauftem Glasbruch zwecks Reduzierung der Schmelztemperatur. Das Konvolut mit rund 500 Marken gelangte aus drei Eberswalder Privatsammlungen ins Museum. Ebenfalls aus der Region ist eine blaue Vase aus dem 19. Jahrhundert, die von der Glashütte Pian/Himmelpfort bei Fürstenberg hergestellt wurde. Aus älterer Zeit hervorzuheben sind zwei qualitätsvolle Nürnberger Wappenpokale, ein großer böhmischer Schnittbecher und ein Wappenpokal mit eingeschmolzenen Rubinglasfäden im Schaft.
VERENA WASMUTH
Kunsthistorikerin
Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für europäisches Glas des 15. bis 21 Jahrhunderts
Neuzugang 2020
Im August 2020 erreicht das Museum Eberswalde eine Anfrage eines New Yorker Antiquariats. Die Einrichtung besitze eine signierte Bleistiftzeichnung des Klosters Chorin aus dem Jahre 1835 und biete dem Museum an, die kleine Grafik käuflich zu erwerben, heißt es in der E-Mail.
Der Bestand des Museums Eberswalde verzeichnet aktuell etwa 15 Ansichten des Klosters Chorin, darunter zahlreiche Grafiken, Aquarelle, Gemälde sowie eine Holzbildtafel. Die älteste Radierung zeigt die Klostergebäude als Druckgrafik nach einer Zeichnung, die auf den Zeitraum von vor 1827 datiert ist. Der jüngste Druck mit einer Detailansicht eines Klostertorbogens ist auf das Jahr 1980 datiert.
Der jeweilige Zustand der Gebäudetrakte und die Veränderung der umliegenden Landschaft können in den verschiedenen Darstellungen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem mittelalterlichen Kloster nähern, wunderbar abgelesen werden.
Nun erweitert sich der Museumsbestand um eine weitere Ansicht des vielfach in der Kunst dargestellten Baudenkmals. Das Museum Eberswalde freut sich über den Neuzugang, zeigt die Bleistiftzeichnung aus der Biedermeier-Zeit das Kloster aus der eher wenig beachteten südöstlichen Himmelsrichtung. Die Bildunterschrift „Die wüste Klosterruine von Chorin, bei Neustadt Eberswalde.“ unterstreicht den maroden baulichen Zustand, den das Kloster noch 1835 bot. Von etwa 1550 an wurden die Klosteranlagen in Folge der Säkularisierung immer weniger bewohnt, gepflegt und schließlich nur noch als Viehstall genutzt. Erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts finden unter der Leitung von Karl Friedrich Schinkel bauerhaltende Maßnahmen und die allmähliche Rekonstruktion des kulturhistorisch wertvollen Baudenkmals an (Bild: Museum Eberswalde).
LISA WEDEKIND
Mitarbeiterin Museum Eberswalde