Ausstellungszeitraum: 28. Januar bis 27. März 2022

Walzwerk Neustadt-Eberswalde, Museum Eberswalde
Kopie nach Carl Blechen von Karl Hilliges, um 1930
Foto: Kienzle/Oberhammer



Im Winter 1829/30 reist der Landschaftsmaler Carl Blechen nach Neustadt-Eberswalde, um Skizzen vom Gesundbrunnen für seine Illustrationen zum Berliner Kalender zu zeichnen. Nur eine halbe Stunde Fußweg von der Bade- und Parkanlage entfernt, erreicht er den Finowkanal, an dessen Ufer sich Fabrik an Fabrik reiht. Eberswalde ist zu dieser Zeit eines der Zentren der Metallverarbeitung in der Mark Brandenburg. Blechen ist beeindruckt. Er skizziert einige dieser Industrieanlagen wie das Messingwerk, den Kupferhammer und das Walzwerk. Aus seinen Zeichnungen wächst die Idee für sein heute berühmtes Gemälde „Walzwerk Neustadt-Eberswalde“ (um 1830).

Das Gemälde wird in die Geschichte der Kunst als eine der frühesten Darstellungen von Industrieanlagen in der deutschen Malerei eingehen. Heute befindet sich das kleinformatige Ölbild in der Alten Nationalgalerie in Berlin.

Fast 200 Jahre später widmet sich Kulturland Brandenburg 2021 unter dem Thema „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“ seinem industriellen Erbe. Eberswalde wird Auftaktort der Kulturlandkampagne. Hier liegt die Wiege der brandenburg-preußischen Industrie, begründet mit dem Kupferhammer, dem Messingwerk und dem Walzwerk. Auf einer Blechen-Tagung im Rahmen des Kulturlandjahres stellen Kunstwissenschaftler*innen die herausragende Bedeutung von Blechens früher Industriedarstellung für die Region dar. Das Gemälde vereint mit dem Blick auf die rauchenden Schornsteine des Walzwerkes am Finowkanal Naturidylle und Industriewirklichkeit und markiert damit einen Wendepunkt in der deutschen Landschaftsmalerei. Kulturland Brandenburg wird zum Auslöser einer Projektidee, Industrie- und Landschaftsdarstellungen von Carl Blechen in Kooperation mit dem Schloss Branitz 2022 im Museum Eberswalde zu präsentieren. Das Museum zeigt in seiner ständigen Ausstellung eine Kopie des „Walzwerkes Neustadt-Eberswalde“ nach Carl Blechen, die Karl Hilliges um 1930 anfertigt. Nun das Original am Ort seines Entstehens in Eberswalde auszustellen, unweit der Industrieanlagen am Finowkanal, die Carl Blechen vor fast 200 Jahren so faszinieren, bildet ein zentrales Anliegen des Projektes. Die Kunsthistorikerin Dr. Iris Berndt war die Kuratorin der Ausstellung.


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Artikel in der MOZ vom 01.02.2022, Christina Tilmann, Foto: Thomas Burckhardt
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